Okonjima

 

“Ich möchte mich nicht mit diesen Tieren anlegen! Wieso? Ganz einfach: ich kann dabei nur verlieren! Ich möchte Euch Alle eindringlich bitten, meinen Anweisungen strikt Folge zu leisten, sobald wir den Katzen gegenüber stehen.”

 

Du wähnst Dich in Sicherheit. Nun, zumindest hast Du eine sehr überzeugende Einführung zu den Katzen von jenen Rangern bekommen, die Dich bei Deiner Pirsch auf die Leoparden begleiten werden. Dann geht es los, in den offenen Safari-Fahrzeugen.

Wenn Du erst einmal losfährst, hast Du noch keine Ahnung, was genau da auf Dich zukommt. Du glaubst, es ist nur eine von diesen zahlreichen Touristenattraktionen, ein kleines Kästchen auf Deiner Urlaubs-Checkliste, dass Du noch abhaken musst, bevor es wieder zurück geht. Allmählich und mit jedem Meter mehr, den das Fahrzeug nach der Passage des Elektrozauns passiert, hinein in das Buschland, wird Dir bewusst, dass Du hier tatsächlich in der Wildnis gelandet bist und es wird Dir klar, dass diese Begegnung mit einem der sog. „big 5“ in Afrika eben kein Besuch im Zoo ist. Von der sandigen Buschstrasse geht es in den dichten Busch, mitten hinein in das Revier des Leoparden. Auch wenn die Katze noch so niedlich aussehen mag und Du Ihren Namen kennst: mit Nkosi stehst Du einem wilden Tier gegenüber – jederzeit dazu bereit sein Opfer binnen Sekunden für sich einzunehmen. Und Du treibst Dich mitten auf seinem Spielplatz herum! Etwa zwischen einer und drei Stunden wird es dauern, bis der Ranger das Tier mittels Radiosender ungefähr geortet hat, in einem Areal, das ca. 22.000 Hekater misst, und in dem lediglich ein paar Häuser stehen.

Plötzlich wird das Signal, das die Antenne empfängt und das über einen kleinen Empfäger wiedergegeben wird, deutlich stärker – wir haben die elektronische Fährte des Senderhalsbandes aufgenommen. Jetzt wird Dir klar, dass Du dieser Katze bald ins Auge sehen könntest. Du hoffst, das Nkosi heute einen guten Tag hat und den Besuchern in ihren komischen Safarifahrzeugen nicht abgeneigt ist. Schon eine Scheinattacke könnte bei falscher Reaktion böse Folgen für Dich haben. Man erzählt sich an den abendlichen Lagerfeuers allerhand schaurige Geschichten.

Dann hält der Ranger das Auto aprubt an! Seine Stimme ist jetzt ganz leise, aber dafür umso ernsthafter. Der Leopard scheint in Sichtweite zu sein, das Signal hat seinen sträksten Pegel erreicht – irgendwo um uns herum hat die Katze schon längst bemerkt, das wir hier sind – jetzt müssen wir unsere Augen offen halten. Du fühlst Dich beobachtet, ganz so als ob der König des Busches auf Dich lauert!

Normalerweise sind Leoparden nachtaktive Jäger. Wenn es aber darum geht, ihr Territorium zu verteidigen, kennt die Katze keine Nachtruhe und ist mit allen Sinnen, die Deinen in dieser Umgebung übrigens zig-fach überlegen sind, voll bei der Sache. Wenn Du das Tier siehst, ist alles ausser Panik oder Hektik angesagt – Ruhe bewahren, ansonsten könnte es sich mit tödlicher Wirkung auf Dich stürzen! Die Ansage ist klar: entdecken, beobachten, ruhig bleiben, direkten Augenkontakt meiden. Falls es näher kommt, sieh einfach weg, atme normal, nur sehr langsame Bewegungen ausführen, auf keinen Fall schreien…